Tag 2- Gobabis Region – Okavango Delta, Guma Lagoon Campsite – ca. 675 km
Ein langer Fahrtag lag vor uns. Um 5 Uhr klingelte der Wecker (menno – ich war doch kurz zuvor erst eingeschlafen). Na ja, alles Jammern half nicht. Also fluchs raus aus dem warmen Schlafsack, sonst packen dich die Kollegen im Eifer des morgendlichen Gefechts noch mitsamt dem Zelt in den Bus. Im Eiltempo wurden die Zelte abgeschlagen, geladen, geduscht und gefrühstückt. Kurz nach 6 Uhr saßen wir schon im Bus und fuhren Richtung Trans Kalahari Border Control. Angekommen, mussten alle aus dem Bus um am Schalter die Ausreiseformalitäten aus Namibia zu erledigen. Weiter ging es zur Mamuno Border Control in Botsuana. Wieder alle raus, dieses Mal für die Einreiseformalitäten nach Botsuana. Der Reisepass begann sich zu füllen, denn für jeden Vorgang gab es einen schönen Stempel ins Dokument. Nun mussten wir nur noch (um der Maul- und Klauenseuche vorzubeugen) die Autoreifen und alle unsere Schuhe desinfizieren. Danach durften wir ein- und weiterreisen.
Wer meint diese lange Fahrt sei langweilig , der irrt. Da es in Bostuana kaum Zäune entlang der Straße gibt, kreuzen sehr oft Ziegen, Rinder, Schafe, Hunde, Pferde und sonstiges Getier die Straße. Bei einer Reisegeschwindigkeit zwischen 90-100 km/h hieß das für Raymund öfter mal energisch in die Eisen steigen. Er warnte die Tiere zwar immer durch zweimaliges kurzes Hupen, die aber folgten oft ihrem eigenen Rhytmus und setzen ihren Weg unbeirrt fort. An Schlafen war also auch hier nicht zu denken. Immer wenn mir die Augen gerade zufielen, ertönte die Hupe. Von 90 km/h auf 10 km/h in 2 Sekunden und ich rutschte wieder unsanft vom Sitz.
Dafür gab es aber auch allerhand Ungewöhnliches zu sehen. Ein größere Horde Geier direkt am Straßenrand erregte unsere Aufmerksamkeit.
Immer mehr Geier kamen zusammen.
Raymund stellte den Wagen am Straßenrand ab und wir konnten die gesamte Szenerie etwas genauer betrachten. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es sich bei dem Kadaver der am Straßenrand lag, um ein überfahrenes Fohlen oder ein Kalb handelte. Ich meinte eine Mähne im Gewirr zu erkennen und auch die Hufe schienen eher die eines Pferdes.
Zart besaitet darf man bei solch einem Anblick nicht sein, aber diese Bio-Bestatter verrichten hier sehr wertvolle Arbeit. Sie beseitigen den Kadaver nach und nach. Direkt an der Straße haben sie sicher auch keine große Konkurenz und können sich genüßlich die Bäuche vollschlagen.
Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Ghanzi und einem kleinen Lunch während der Fahrt, erreichten wir unser Ziel am späten Nachmittag.
Da der Weg zur Campsite im wahrsten Sinne über Stock und Stein führte und nur von 4×4 Fahrzeugen befahren werden darf, mussten wir das Fahrzeug wechseln. Alles musste aus dem Bus auf den LKW des Camps geladen werden.
Die Fahrt führte uns durchs Dorf in dem wir den Bus für 2 Tage parkten, mitten durch die wunderschöne Lagune ins Camp. Auf umschlungenen und holprigen Wegen, die manchmal auch durch Wasser führten, ging es dann vorbei an vielen Tieren und allerlei schönen Perspektiven. Fotografieren war leider nicht ganz wackelfrei möglich.
Als wir am Camp ankamen wurde der LKW abgeladen, die Zelte aufgebaut und die Gegend erkundet, bevor Aby uns dann mit einem leckeren Dinner verwöhnte. Jaaaa, hier kann man es aushalten.
Nach dem Essen saßen wir alle am Wasser und ließen den Tag ausklingen. Die Nilpferde, die man in der Ferne rufen hörte, die Krokodile die ab und zu auftauchten, Vögel und Grillen umrahmten musikalisch das Geschehen. Was für ein wunderbarer Fleck Erde. Müde fiel ich spät in der Nacht ins Zelt und lauschte noch lange der Eule, mit der sich Raymund angeregt unterhielt. Ein Hörspiel ohnes Gleichen. Raymund rief, die Eule antwortete. Sie saß auch eine ganze Weile auf unserem Zeltdach und inspizierte unsere Zelte und bewachte uns. Mein letzter Gedanke als ich die Nilpferde nun in unmittelbarer Nähe grasen hörte: „Sollen sie mich überrennen in der Nacht, mir egal, ich möchte jetzt einfach nur schlafen. „